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Gedanken zum Monatsspruch Mai 2024 von Gottfried Posch

Der Monatsspruch für den Monat Mai stammt vom Apostel Paulus, der in seinem Brief an die Korinther Folgendes schreibt: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.“ (1 Korinther 6,12)

Anders ausgedrückt: Alles ist mir erlaubt, aber es darf nicht dazu führen, dass ich meine von Gott geschenkte Freiheit an irgendetwas verliere, dass ich mich von irgendetwas beherrschen lasse.

Offensichtlich gab es in der christlichen Gemeinde in der großen multikulturellen und multireligiösen, römischen Hafenstadt Korinth verschiedene Ansichten was einem Christ erlaubt bzw. nicht erlaubt ist. Da gab es zum Beispiel einen Tempel der Liebesgöttin Aphrodite. Hier arbeiteten Hunderte von Tempeldirnen. Sex mit Sklavinnen und Sklaven war normal. Hier konnte sich jeder nach Lust und Laune austoben. Die meisten Christen kamen aus dem Heidentum, wo all diese Dinge für sie ganz normal waren. Viele standen unter dem Einfluss des Philosophen Diogenes, der schon 400 Jahre zuvor die Meinung vertrat, dass alles erlaubt sei, was das Essen und Trinken und die Sexualität betrifft. All diese Dinge wurden ohne irgendwelche Einschränkungen und Schamgefühle propagiert. Eine schwierige Umgebung, in der man ganz bewusst als Christ leben wollte. Und so fragten sie: Was gilt für uns? Hin- und hergerissen zwischen römisch-hellenistischen Ansichten und jüdischen Geboten.

Paulus kennt diese Lebensweisen in der Stadt und er weiß, dass einige Gemeindeglieder ein solches Leben geführt haben. „Alles ist mir erlaubt!“ – so lautete die sogenannte korinthische Parole, mit der Trunkenheit, Diebstahl und auch ein unverantwortlicher  Umgang mit der Sexualität gerechtfertigt wurden. Dafür findet Paulus kritische Worte und fragt: Wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Täuscht euch nicht! Weder der Unzüchtige, noch der Götzendiener, noch der Ehebrecher, noch der Lustknabe, noch der Knabenschänder, noch Diebe und Habgierige, noch Trunkenbolde, noch Lästerer, noch Räuber werden das Reich Gottes ererben. Auch ihr gehörtet zu denen, die so leben und sich so verhalten – zumindest einige von euch. Aber das ist Vergangenheit. Der Schmutz eurer Verfehlungen ist von euch abgewaschen, ihr gehört jetzt zu Gottes heiligem Volk, ihr seid von aller Schuld freigesprochen, und zwar durch den Namen von Jesus Christus, dem Herrn, und durch den Geist unseres Gottes.

„Alles ist mir erlaubt!“ Wer so redet, dem antworte ich: Aber nicht alles, was mir erlaubt ist, ist auch gut für mich und für andere. – „Alles ist mir erlaubt!“ Aber es darf nicht dahin kommen, dass ich mich von irgendetwas beherrschen lasse.

Und ich frage mich selbst, wovon lasse ich mich beherrschen?  Wo ziehe ich selbst meine eigenen Grenzen, die ich als Christ bejahen und einhalten kann? Wo sage ich: Bis hierhin und nicht weiter? Hier ist meine Grenze, mein Maß. Darüber gehe ich nicht hinaus. Missachte ich diese Grenzen, dann leidet mein Körper, meine Psyche und am Wichtigsten meine Seele und darin meine Beziehung zu Jesus. Und ich muss dann beschämt bekennen, dass ich mehr gewollt habe, als gut für mich ist, als ich vertrage, dass ich wieder einmal gesündigt habe.

Wie war das noch einmal? Alles ist mir erlaubt? Ja, sage ich. Alles! Mir ist alles erlaubt! Keiner hat das Recht mich einzuschränken. Ich kann und will über mich selbst bestimmen. Mir ist alles erlaubt! Ich bin frei!

Vor Gott ist das wirklich so. Vor ihm bin ich ein freier Mensch, weil er mich so geschaffen hat – zu seinem Ebenbild. Das ist die Würde, die unantastbar ist und die keiner mir nehmen kann. Das ist eine unumstößliche Tatsache. Paulus bleibt aber nicht bei den Worten „alles ist mir erlaubt“ stehen, sondern fügt noch etwas ganz Wichtiges dazu.

Er sagt: Mir ist alles erlaubt, es dient aber nicht alles zum Guten. Nichts soll mich gefangen nehmen, bei dem es böse werden kann für mich, wo ich zum Gefangenen dessen werde, was ich mir im Gefühl der Freiheit erlaube.

Ich wünsche mir für dich und mich eine Freiheit, die sensibel dafür ist, wo sie gefährdet ist. Eine Freiheit, die spürt, wo sie ins Gegenteil umzuschlagen droht. Und ich bitte Gott, dass er mir und dir jeden Tag die Kraft zum Widerstand gibt, denn dann kann ich wirklich sagen: Mir ist alles erlaubt!