Gedanken zum Monatsspruch Mai von Gottfried Posch
Zu dir rufe ich, HERR; denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir; denn die Bäche sind vertrocknet. (Joel 1, 19 – 2) So lautet der Monatsspruch für Mai.
Ein für mich sehr bedrückender Monatsspruch, der in den vorhergehenden Versen dieses Gefühl noch verstärkt. Da heißt es: Was die Raupen übriglassen, das fressen die Heuschrecken, was die Heuschrecken übriglassen, das fressen die Käfer, und was die Käfer übriglassen, das frisst das Geschmeiß. Wacht auf, ihr Trunkenen, und weint, und heult, alle Weinsäufer, um den Most; denn er ist euch vor eurem Munde weggenommen! Denn es zog herauf gegen mein Land ein Volk, mächtig und ohne Zahl... Es verwüstete meinen Weinstock und fraß meinen Feigenbaum kahl, schälte ihn ab und warf ihn hin, dass seine Zweige weiß dastehen. Und als ob das noch nicht reichen würde, wird eine Dürre beschrieben. Das Feld ist verwüstet und der Acker ausgedörrt; das Getreide ist verdorben, der Wein steht jämmerlich und das Öl kläglich. Der Weinstock ist verdorrt, der Feigenbaum verwelkt, Granatbäume, Palmen und Apfelbäume des Feldes sind verdorrt. Verdorben sind die Samenkörner unter den Schollen, die Speicher stehen leer, die Scheunen zerfallen; ja das Korn ist verwelkt! O wie seufzt das Vieh, wie sind die Rinderherden verstört, weil sie keine Weide haben; auch die Schafherden gehen zugrunde! Zu dir, o Herr, will ich rufen…
Im Buch des Propheten Joel wird im ersten Kapitel eine schreckliche, furchtbare Zeit beschrieben. Joel warnt die sorglosen Sünder des Volkes vor dem nahenden Tag des Herrn und ruft sie zur Umkehr, zur Buße auf. Was sie falsch machen, wird nicht beschrieben. Es kommt in der Beschreibung kein Götzendienst vor oder dass sie soziale Ungerechtigkeiten begehen oder dulden. Die einzige Sünde, von der er spricht, ist die des Betrunkenseins. Wohin der Missbrauch von Wein führt, hören wir aus dem Mund anderer Propheten. Hosea weist darauf hin, dass übermäßiger Gebrauch von Wein den Verstand wegnimmt. Amos malt aus, wie der Gebrauch von Wein ein Ausdruck einer luxuriösen und dekadenten Lebensweise ist. In den nächsten Kapiteln wird der Gerichtstag des Herrn näher beschrieben. Er weist auf eine riesige Invasionsarmee hin. Er verheißt die Hilfe des Herrn für sein bedrängtes Volk und die Ausgießung des Heiligen Geistes auf das ganze Volk Israel, wenn es Buße getan hat, und endet mit dem Zorngericht Gottes über die Heidenvölker, die Israel kriegerisch bedrängten. Danach folgt ein Ausblick auf das Friedensreich des Messias.
Ein wenig verwirrend für mich. Ist das, was da steht, Vergangenheit oder Zukunft? Oder beides zusammen? Es scheint mir, dass Joel die Naturkatastrophen seiner Zeit, die Invasion der Heuschrecken und die Dürre sowie die Eroberung des Landes durch die Assyrer und den zukünftigen Tag des Herrn in einen Zusammenhang bringt. Er weist darauf hin, dass die Katastrophen Vorboten des kommenden Tages des Herrn sind. Vielleicht kann man hier von einer Zeit des Gerichts, wie sie Juda mit Heuschrecken und Dürre erlebte, bezeichnen. Sozusagen als ein Beispiel für den Tag des Herrn. Denn der Tag des Herrn findet laut Altem Testament am Ende der Zeiten statt. Im Neuen Testament ist dieser Tag des Herrn, wenn Jesus die Erde richtet und in Herrlichkeit wiederkehrt.
Zu dir rufe ich, HERR; denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir; denn die Bäche sind vertrocknet… O ja, solche furchtbaren Zeiten kann ich mir heute wohl vorstellen. Es kann durchaus möglich sein, dass solche Katastrophen plötzlich und unvorhergesehen eintreten könnten. Denn ist es nicht so, dass wir in unserer heutigen Zeit Naturkatastrophen, Dürren und Brände – sei es durch den Klimawandel, menschliche Verantwortungslosigkeit oder unkontrollierte Naturgewalten erleben? Die Bilder, die Joel beschreibt, könnten aus den heutigen Nachrichten stammen: Wälder brennen, Wasserquellen versiegen, Tiere und Menschen leiden unter der Trockenheit und ein großer allumfassender Krieg ist durchaus vorstellbar geworden. Bei all den bedrückenden Aufzählungen darf eines nicht vergessen werden:
Die Bibel. Joel zeigt uns Wege auf, wie wir mit solchen Krisen umgehen sollen. Wir sollen von unseren falschen Wegen umkehren, Buße tun. Im Einklang mit Gottes guter Schöpfung leben. Seine Gebote und Weisungen befolgen. Gottes Wort, die Bibel, sagt mir: Ich darf in Zeiten der Not meine Sorgen und Ängste vor Gott bringen. Zu ihm rufen! In Jesus Christus haben wir die Zusage, dass Gott uns nicht verlässt, sondern durch alle Krisen hindurch begleitet. Jesus verspricht dir und mir: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Darauf dürfen wir vertrauen. Zu dir rufe ich Herr…