Gedanken zum Monatsspruch Oktober finden sie unter dem Bild

Oktober 25

Hier die Gedanken zum Monatsspruch Oktober:

Von Gottfried Posch

 

Jesus Christus spricht: Das Reich Gottes ist mitten unter euch. (Lukas 17, 21) So besagt es der Monatsspruch für Oktober. Ich schaue nach, zu wem Jesus diese Worte gesagt hat und in welchem Zusammenhang sie stehen. Die Antwort darauf finde ich einige Verse vorher. Da heißt es: „Die Pharisäer wollten von Jesus wissen: Wann wird denn Gottes Reich kommen? Er antwortete ihnen: Gottes Reich kann man nicht sehen wie ein irdisches Reich. Niemand wird sagen können: Hier ist es! oder: Dort ist es! Denn Gottes Reich ist schon jetzt da – mitten unter euch.

 

In meiner Lutherbibel von 1984 steht zu dieser Bibelstelle eine Anmerkung. Sie lautet: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden… sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch“. Jörg Zink schreibt in seiner Bibelübersetzung: „denn das Reich Gottes ist innen in euch selbst“. Nun komme ich in einen Zwiespalt. Inhaltlich gesehen, sind da zwei unterschiedliche Aussagen für mich. Welche stimmt den nun jetzt? Ich schaue bei einigen anderen Bibelübersetzungen nach. Bei manchen steht in Klammern als Ergänzung: „in euch“. Mehr nicht!

 

Tagelang beschäftigte mich diese Frage. Ich denke, dass Jesus den Pharisäern nicht gesagt hat, dass das Reich Gottes in ihnen ist. Bei genauem Hinsehen sagte er ihnen, dass das Reich Gottes mitten unter ihnen ist. Das Reich Gottes stand direkt vor ihnen in der Gestalt von Jesus. Ich beziehe mich auf das, was mit seinem Kommen angefangen hat. Jesus begann das Reich Gottes zu verwirklichen, indem er so wie vorher beschrieben zum Beispiel zehn Aussätzige heilte. Das neu angebrochene Reich Gottes offenbarte sich ganz deutlich in der Antwort Jesu an Johannes den Täufer, der aus dem Gefängnis heraus die Frage stellte, ob er derjenige ist, der da kommen soll - und damit verbunden das Reich Gottes aufrichten wird. Jesu Antwort:  Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird das Evangelium gepredigt. Ja, das ist doch ein Blick in die Wirklichkeit von Gottes Reich und Gottes Wirken mitten unter ihnen.    

Neben den vielen Krankenheilungen hat er immer wieder mit seinem Reden und Handeln aufgezeigt, was das Reich Gottes ist bzw. im alltäglichen Leben bedeutet. Ich denke da zum Beispiel an die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Jenen Mann, der einen unter die Räuber gefallenen und halbtot Geschlagenen rettete und ihn rührend versorgte. Ihn kümmerte nicht, dass der arme Kerl zum Volk der Juden gehörte, die von seinen Landsleuten verachtet und als unrein betrachtet wurden. Er sah den Menschen, der Hilfe brauchte. Der wurde ihm damit zum Nächsten. Ohne zu zögern handelte er.  Ich denke auch an die Geschichte von dem Weinbergbesitzer, der Arbeiter für seine Ernte suchte. Bis kurz vor Feierabend stellte er noch Leute ein, die keine Arbeit gefunden hatten. Und als es an die Bezahlung ging, bekamen alle den gleichen Tageslohn, unabhängig davon, wann sie mit der Arbeit angefangen hatten. Denn hier ging es nicht nach der Devise: Jeder bekommt, was er verdient und leistet. Nein, hier bekommt jeder das, was er zum Überleben braucht. 

 

Jesus stellt klar, Gottes Reich kann man nicht sehen wie ein irdisches Reich. Niemand wird sagen können: Hier ist es! oder: Dort ist es! Denn Gottes Reich ist schon jetzt da – mitten unter euch sagt er. In der Bibel wird nicht darüber berichtet, wie die Pharisäer auf diese kurze Antwort Jesu reagiert haben. Auch lese ich nichts darüber, wie die Jünger auf diese Antwort reagierten. Ob sie das, was damals mit Jesus begann, zu diesem Zeitpunkt begriffen haben? Gottes Reich mitten unter ihnen...

Nach diesen Worten an die Pharisäer wird berichtet, dass Jesus sich den Jüngern zuwandte und ihnen sagte, wie die Zeit sein wird, wenn er wiederkommen und für alle Menschen sichtbar sein wird.

 

Ja, darauf warte bzw. vertraue ich auch. Und so wird mir klar, dass dieser Monatsspruch eine dreifache Bedeutung hat. Einmal als Hinweis an die Pharisäer, das andere Mal als Hinweis auf die heutige Zeit, unsere Gegenwart, in der es durchaus möglich sein kann, dass durch Gottes Geist, Jesus in uns an anderen zu wirken beginnt. Mit dieser Vorstellung komme ich nahe an die alternative Übersetzung ran. (Reich Gottes ist innen in uns)  Und so ist das Reich Gottes für mich überall dort, wo Jesus am Werk ist. Alles, was wir im Namen Jesu und in seiner Nachfolgte tun, weist auf Gottes Reich hin. In den Zeichen und Wundern, die er bis heute tut zum Beispiel an Krebskranken, die wieder heil werden. Überall da, wo Christen ihr Christsein leben – im Gebet, in der Gottes- und Nächstenliebe, in der Begegnung mit Menschen, die einem etwas Gutes tun, die trösten, die helfen, die Resignation überwinden, die Hoffnung vermitteln, Schuld vergeben, Mut machen…

 

Wenn ich an das Reich Gottes denke, dann denke ich aber auch an die Zusage von Jesus. An sein Wiederkommen. An ein Reich, in der es keinen Tod, kein Leid, keinen Hunger, keinen Krieg geben wird. In dem Gott mitten unter uns ist und alle Tränen abwischen wird. Bis dahin brauche ich nicht mehr zu fragen: „Wann kommt dein Reich, Herr?“, sondern: „Wie kann dein Reich auch durch mich jetzt schon sichtbar werden?“