Gedanken zum Monatsspruch September von Gottfried Posch
Gott ist unsre Zuversicht und Stärke. (Psalm 46, 2) So heißt es im Monatsspruch für September. Das bedeutet: Ich darf daran festhalten, dass ich mit meinen Nöten nicht alleine stehe. Ich kann zu Gott beten. Gott kennt meine Gedanken und Gefühle. Er kann eine ermutigende Antwort geben. Es ist seine Kraft, die mich stark macht, an der ich in Zeiten großer Bedrängnis jeden Tag festhalten kann. Ich kann darauf vertrauen, dass alles wieder gut wird. Kurz gesagt: Ich kann voller Zuversicht sein! Warum? Jesus sagt: Kommt zu mir! Alle, die ihr am Ende seid, abgearbeitet und mutlos: Ich will euch Erholung und neue Kraft schenken. Ja, Gott ist meine Zuversicht und Stärke.
Wirklich? Klingt schön! Aber der sogenannte innere Schweinehund macht da einige Probleme. Ein Beispiel wäre, dass es mir schwer fällt, Gott meine Stärke sein zu lassen. Viel lieber tue ich das, was ich von Kind an gelernt habe. Ich muss stark sein, selbst die Probleme anpacken, eigene Lösungen finden. Denn wenn ich Gott meine Stärke sein lasse, muss ich mir meine eigene Schwäche eingestehen. Genau das ist es, was ich nicht möchte! Ich möchte selbst kämpfen und den sogenannten Selbstbetrug bewahren, dass ich stark genug bin, um mit allem fertig zu werden. Erst wenn mir ein Problem über den Kopf gewachsen ist und ich merke, dass ich damit nicht fertig werde, fällt mir ein: Gott ist doch meine Stärke! Und mir wird dabei bewusst, dass ich doch nicht alles im Griff habe und auf Gottes Hilfe angewiesen bin.
Diese Erfahrung machte auch das Volk Israel. In einer Zeit großer Unsicherheit und Bedrohung spiegelten sich die Ängste und Hoffnungen der Menschen wider, die auf Gottes Eingreifen hofften. Der Psalm nimmt sich dieser Thematik an. Er beginnt: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.“ Und endet mit: „Der HERR Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.“
Die Menschen, die einst dieses Lied, diesen Psalm sangen, haben am eigenen Leibe Gewalt erfahren. Sie sind Opfer des zerstörerischen Angriffs einer feindlichen Großmacht geworden. Chaos brach aus. Es war Krieg. Es herrschte große Not. Ich mag mir nicht ausmalen, wie die Menschen litten. Es reicht mir, wenn ich die schrecklichen Bilder im Fernsehen und Internet aus der Ukraine, aus Israel, aus Gaza und vielen anderen geschundenen Orten sehe.
Mir ist bang vor einer weltweiten Katastrophe verursacht durch atomare Kräfte oder Naturgewalten. Ich denke da auch an die Aussage Jesu: „Die Menschen werden vergehen vor Furcht und Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde“. Ich denke da aber auch an die Aussagen des Apostel Petrus und der Offenbarung, in denen furchtbare Dinge beschrieben werden, die die Menschheit noch vor sich hat, die sie ertragen, durchleben muss. Schon morgen könnten diese angekündigten Katastrophen Wirklichkeit werden. Die Zeichen in unserer Zeit sprechen dafür.
Ich habe den Eindruck, dass dieser Psalm für die damalige Zeit, aber auch für die heutige und zukünftige Zeit nichts an Aktualität verloren hat. Er spricht von den Elementargewalten der Natur. Die Stichworte heißen tobendes Meer und versinkende Berge. Eine Realität, die es nicht zu leugnen gibt und die heute schon Wirklichkeit geworden ist. Diese Realität kann man auch symbolisch deuten. Das tobende Meer steht im Alten Testament für alles Instabile, für alles Chaotische und Zerstörerische, das unser Leben gefährdet, urplötzlich hervorbrechen und Menschenleben beenden kann. Die Berge stehen für das Stabile, Beständige, Verlässliche, für unsere Selbstverständlichkeiten, unsere Gewohnheiten. Auch das kann plötzlich in sich zusammenfallen, nicht mehr vorhanden sein. Viele Bereiche, die früher sicher waren, sind auf einmal unsicher, gefährdet. Worauf wir uns früher verlassen haben, kann plötzlich wie ein Kartenhaus in sich zusammen fallen. Spätestens hier stellt sich die Frage: Auf welchem Fundament stehe ich eigentlich, was gibt mir Sicherheit, was gibt mir Halt, was hilft mir? Da gibt mir der Psalm, der ein Vertrauenslied gegen die Furcht ist, eine Antwort: Er sagt mir am Beginn: Gott ist unsere Zuversicht und Stärke. Und gibt mir am Schluss die Zusicherung: Der HERR Zebaoth (Herr der Heerscharen) ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.
Seither sind über 2500 Jahre vergangen. Unzählige Menschen können diese Aussagen bis heute bestätigen. Zwei davon will ich besonders hervorheben. Dietrich Bonhoeffer, ein Theologe und Widerstandskämpfer gegen das Naziregime, schrieb nach einem Jahr Gestapo-Haft, also in einer für ihn furchtbaren Zeit ein Gedicht, das später vertont wurde: Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag... Der Reformator und Bibelübersetzer Martin Luther gab diesem Psalm die Überschrift: „Ein feste Burg ist unser Gott“ und schrieb dazu eines seiner bekanntesten Glaubens-Lieder. Dieser Psalm hat bisher allen, die ihn kannten bzw. kennen, Zuversicht und Stärke gegeben. Das soll auch für dich und mich Wirklichkeit werden. Damit auch wir sagen können: „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke!“ Gott ist meine Zuversicht und meine Stärke! Ich bin mir sicher, dass einige von euch auch sagen können, wo sie Gott gespürt haben, wo Gott seine Boten gebraucht hat um unterstützend einzugreifen. Auch sie können bestätigen: Gott ist unsere Zuversicht und Stärke.